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WO.23/2025

Liebe Gitarrenfreunde,

manchmal fühlt es sich an, als würde ich mehr kämpfen als spielen. Und auch wenn ich nicht klagen will – ich habe definitiv schon leichtere Zeiten erlebt.

Seit 45 Jahren ist die Gitarre mein treuer Begleiter. Eine Zahl, die mich selbst immer wieder staunen lässt. In den 80er- und 90er-Jahren war ich wie im Rausch: Über hundert Gigs pro Jahr, die Bühne als zweites Zuhause, das Adrenalin, das Gefühl, wirklich zu leben. Doch irgendwann, gegen Ende der 90er, kam der erste Dämpfer. Meine linke Schulter blockierte, Ärzte sprachen von Spritzen, Physiotherapie, vielleicht sogar einer Operation.

Ich habe damals beschlossen, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Mit Disziplin, Training und einer ordentlichen Portion Sturheit habe ich es geschafft, weiterzuspielen. Die Schulterhilfe wurde mein Rettungsanker – und so konnte ich die letzten 25 Jahre, trotz aller Widrigkeiten, meiner Leidenschaft treu bleiben.

Heute stehe ich erneut vor einer Herausforderung: Entzündungen in Schulter und Ellenbogen, ein klassischer Tennisarm, der mich zwingt, kürzerzutreten. Medikamente helfen, aber die Gitarre muss gerade leiser werden. Doch, die Fragerunde am Donnerstag? Die lasse ich mir nicht nehmen – denn der Austausch mit euch gibt mir Kraft.

Vielleicht denkt ihr: „Der Horst bringt doch nichts Neues mehr, recycelt nur alte Themen und macht kaum noch was.“ Und ja, vielleicht steckt da ein Körnchen Wahrheit drin. Aber Hand aufs Herz: Gibt es wirklich noch das große „Neue“ im Gitarrenspiel? Noch ein Video über die Pentatonik, noch eine Erklärung zu Patterns, noch ein Technik-Tipp? Alles, was es zu wissen gibt, ist längst da – tausendfach erklärt, gezeigt, gelebt.

Was wirklich zählt, ist nicht der tausendste Tipp, sondern die Lust am Spielen. Die Freude, wenn ihr merkt: „Hey, ich kann das!“ Die Motivation, dranzubleiben, auch wenn es mal schwerfällt. Das ist es, was bleibt.

Und trotzdem: Es schmerzt, wenn der Algorithmus all das ignoriert. Hier kommt der bittere Nachgeschmack unserer Zeit: Ich habe 1.500 Lernvideos online. Und manchmal vergehen Wochen, ohne einen einzigen Kommentar. Nicht, weil sie schlecht wären – sondern weil die Maschine nur eines will: Neu.

Die großen Plattformen wollen nur noch eines: immer neuen Content. Ob das, was produziert wird, wirklich Substanz hat, interessiert kaum noch jemanden. Es zählt nur der schnelle Konsum, nicht die Nachhaltigkeit. Egal, wie gut, wie fundiert, wie liebevoll das Alte ist – es zählt nur das Neueste, der nächste schnelle Kick. Nachhaltigkeit? Tiefgang? Fehlanzeige.

Wenn nichts „Neues“ kommt, verlieren viele das Interesse. Altes – egal wie gut – wird übersehen, vergessen, weggespült vom endlosen Strom der Neuigkeiten. Wir leben in einem Newszyklus, in dem Relevanz zur Nebensache wird.

Doch ist das wirklich der Weg? Oder liegt die wahre Magie nicht darin, das Wesentliche immer wieder neu zu entdecken – mit Herz, mit Freude, mit echtem Austausch?
Brauchen wir nicht manchmal einfach nur das Richtige – egal, wie lange es schon da ist?

Deshalb meine Frage an euch: Wie seht ihr das? Bin ich der Einzige, der das so empfindet? Oder geht es euch ähnlich? Ich freue mich über eure ehrlichen Gedanken. Schreibt mir, klärt mich auf, erzählt mir, wie ihr das erlebt.

Herzliche Grüße
Horst

Zitat: 
Captain Jean-Luc Picard: „Jemand sagte mir einmal, dass die Zeit ein Raubtier sei, das uns unser ganzes Leben lang verfolgt.“ Aber ich glaube eher, dass die Zeit ein Begleiter ist, der mit uns auf der Reise geht und uns daran erinnert, jeden Moment zu schätzen, denn er wird nie wiederkommen. Was wir hinterlassen, ist nicht so wichtig wie die Art, wie wir gelebt haben. Denn letztlich […] sind wir alle nur sterblich.


Livevideo der Woche: Gitarre live: „Frag Horst S9 EP.06“ Frage & Antwortrunde

In unserer monatlichen Q&A-Session stehen Eure Fragen rund um die Gitarre im Mittelpunkt! Egal, ob Spieltechnik, Equipment, Sounds, Livemusik oder Tipps zum Gitarre spielen – hier bleibt keine Frage unbeantwortet.


Klassikvideo der Woche: dein essenzieller Gitarrenkurs.

Gitarre lernen – Tag 21: Sologitarre Teil 11 – Dein Fahrplan zum Songlernen & erster Solo-Improvisation

Willkommen zu Tag 21 unseres Gitarrenkurses – dem spannenden Schritt, deine Fähigkeiten anzuwenden, um eigene Songs zu lernen und erste Schritte in die Solo-Improvisation zu wagen! Heute zeigen wir dir bewährte Methoden, um deine Lieblingslieder auf der Gitarre zu meistern. Wir analysieren den Lernprozess anhand konkreter Beispiele wie Eric Claptons „Cocaine“ und Bill Withers‘ „Ain’t No Sunshine“. Außerdem geben wir dir erste Einblicke, wie du über Backing Tracks improvisieren und deine eigenen Soli entwickeln kannst. Mach dich bereit, deine musikalische Reise auf die nächste Stufe zu heben!

Themen & Inhalte:

  • Einführung & der Schlüssel zum Songlernen:
    • Motivierende Worte zum Wert des Songlernens für deine musikalische Entwicklung (00:08).
    • Ein strukturierter Ansatz, um Lieder effektiv zu lernen und zu verstehen (00:53).
  • Fallbeispiel 1: „Cocaine“ – Eric Clapton:
    • Detaillierte Analyse des Songs als praktisches Beispiel für den Lernprozess (01:32).
    • Recherche & Analyse: Die Bedeutung, verschiedene Versionen auf YouTube anzusehen, um ein Gefühl für den Song zu bekommen (04:23).
    • Akkorde & Tabs finden: Tipps und Ressourcen, um online verlässliche Akkorde und Tabulaturen zu finden (08:29).
    • Spielstil verstehen: Wie das Ansehen von Live-Auftritten hilft, den Rhythmus, das Feeling und die Nuancen des Gitarrenparts zu erfassen (13:20).
    • Erste Schritte zur Improvisation: Die Nutzung von Gitarren-Backing-Tracks, um über die Akkordfolge zu üben und erste eigene Melodien zu entwickeln (19:04).
    • Detaillierte Tabulaturen: Der Nutzen von Gitarren-Tabs für das genaue Erfassen von Riffs und Melodien (27:02).
    • Professionelle Analyse: Der Einsatz von Software wie Guitar Pro für eine tiefgreifende Songanalyse (34:33).
  • Fallbeispiel 2: „Ain’t No Sunshine“ – Bill Withers:
    • Eine weitere Analyse eines Songs, der unterschiedliche rhythmische und melodische Herausforderungen bietet (36:54).
  • Der strukturierte Ansatz zum Songlernen – Deine Checkliste:
    • Zusammenfassung der wichtigsten Schritte: Recherche, Akkorde/Tabs, Rhythmus verstehen, Üben mit Backing Tracks, detaillierte Analyse (49:50).
  • Deine Fragen sind willkommen!
    • Ermutigung, Fragen zu stellen und sich aktiv in der Community auszutauschen (54:32).

Praktische Tipps & Motivation:

  • Wähle deine Songs bewusst: Beginne mit Liedern, die dich motivieren und deren Schwierigkeitsgrad zu deinem aktuellen Level passt.
  • Zerlege den Song: Teile ihn in überschaubare Abschnitte (Intro, Strophe, Refrain, Solo).
  • Konzentriere dich auf den Rhythmus: Nutze Fußwippen oder ein Metronom, um ein Gefühl für den Groove zu entwickeln.
  • Übe langsam und präzise: Fehler, die sich früh einschleichen, sind schwer wieder loszuwerden.
  • Hab keine Angst vor Fehlern: Sie sind Teil des Lernprozesses. Lerne daraus!
  • Improvisation – erste Schritte: Beginne mit einfachen Pentatonik-Skalen über die Akkordfolge des Songs. Höre auf die Noten, die „richtig“ klingen.

Weiterführende Ressourcen:

Fazit & Motivation: Tag 21 ist dein Startschuss, um deine Lieblingssongs auf der Gitarre zu entfesseln und erste eigene musikalische Ideen im Solo zu entwickeln. Mit einem strukturierten Ansatz und etwas Geduld wirst du schon bald deine ersten Erfolge feiern können. Bleib neugierig, probiere dich aus und genieße die Freude am Musizieren!


Griffbretteinprägung Teil 1 – So lernst du die Töne auf dem Gitarren-Griffbrett sicher und schnell!
Fühlst du dich auf dem Gitarren-Griffbrett manchmal verloren? Gerade Töne jenseits der tiefen E- und A-Saite sind für viele eine Blackbox. Doch keine Sorge! In diesem Video zeige ich dir bewährte Methoden, wie du dir die Töne auf dem Gitarren-Griffbrett dauerhaft einprägst – ohne endloses Zählen und ohne Panik. Es ist dein Schlüssel zu mehr Freiheit und Spaß beim Gitarrenspiel. Legen wir los!


Warum das Griffbrett auswendig lernen?

  • Orientierung & Freiheit: Du weißt immer, wo du bist, egal welcher Akkord oder welches Solo ansteht.
  • Schnelligkeit: Kein Zählen mehr in Stresssituationen – deine Finger finden die Töne automatisch.
  • Musikalische Intelligenz: Du verstehst die Logik der Gitarre besser und kannst Akkorde, Skalen und Arpeggios spielend leicht anwenden.

1. Die Saitennamen sind dein Startpunkt

Die Gitarre ist standardmäßig in Quarten gestimmt – E A D G – und dann kommt eine Terz – B E. Deshalb verschiebt sich ab der B-Saite alles einen Bund höher, was für den Quartenzirkel entscheidend ist. Doch bevor wir ins Detail gehen, merke dir die Namen deiner Leersaiten auswendig:

E – A – D – G – B (H) – E – dieses Fundament ist unerlässlich, um zu verstehen, wo du auf dem Griffbrett landest.

2. Das musikalische Alphabet: Dur- und Molltonleiter

Um dich auf dem Griffbrett zu orientieren, musst du das musikalische Alphabet kennen. Es hilft dir, die Abstände zwischen den Tönen zu verstehen:

  • Durtonleiter: C D E-F G A B-C (E-F und B-C sind Halbtonschritte, der Rest Ganztonschritte)
  • Molltonleiter: A B-C D E-F G A (B-C und E-F sind Halbtonschritte)

Wichtig: Die Töne B und E haben keinen # (Kreuz) oder b (♭). Nach dem 12. Bund beginnt alles wieder von vorne. Auf der Gitarre sehen wir die Töne nicht so klar wie auf einem Klavier, also müssen wir die Saiten und Noten lernen.

3. Die Punkte auf dem Griffbrett als Ankerpunkte

Das mühsame Hochzählen bis zum 8. Bund für ein C oder zum 5. Bund für ein A kostet Zeit und erzeugt Panik. Die Lösung? Merk dir die Punkte auf dem Griffbrett! Sie sind deine visuellen Anker und eliminieren das Suchen. Wenn du die Bünde auswendig kennst, verschwindet die Unsicherheit, wenn ich sage: „Geh zum 8. Bund!“

Wichtige Töne auf der tiefen E-Saite (mit Bundnummern):

  • 0. Bund: E (Leersaite)
  • 1. Bund: F
  • 3. Bund: G (Punkt)
  • 5. Bund: A (Punkt)
  • 7. Bund: B (Punkt)
  • 8. Bund: C
  • 10. Bund: D (Punkt)
  • 12. Bund: E (Doppel-Punkt, alles beginnt von Neuem)

Merkhilfe: Das C im 8. Bund und das D im 10. Bund umkreisen den letzten einzelnen Markierungspunkt auf dem Griffbrett (10. Bund). So kannst du sie dir am einfachsten merken.
Trainiere das: Lass dir von jemandem Bünde vorsagen und nenne die Note, oder umgekehrt. Werde immer schneller, und wenn Fehler kommen, gehe wieder langsamer vor. Hier hilft nur konsequentes Training!

4. Fokus auf E- und A-Saite

In diesem ersten Teil konzentrieren wir uns auf die tiefe E- und die A-Saite. Diese beiden Saiten sind entscheidend, da sie die Basis für die meisten Barré-Akkorde bilden. Präge dir die Töne und Bundnummern auf diesen Saiten absolut vollständig ein, nicht nur ungefähr! Die Zwischenschritte (Bund 2, 4, 6, 9, 11) mit ihren # und b-Tönen sind zu Beginn ein reines Nebenprodukt, das sich später von selbst ergibt.

5. Die Oktavierung: Dein Geheimtrick für das gesamte Griffbrett

Jetzt wird es richtig spannend! Es gibt einen unglaublich einfachen Weg, Oktaven auf dem Griffbrett zu finden, der dir enorm weiterhelfen wird. Obwohl dieser Trick mit der Zeit in dein Unterbewusstsein übergeht, ist er anfangs Gold wert:

Eine Saite überspringen + 2 Bünde nach rechts = die Oktave!

Das heißt, wenn du beispielsweise den Ton G auf der tiefen E-Saite im 3. Bund spielst, findest du die Oktave dazu auf der D-Saite (eine Saite überspringen) zwei Bünde weiter rechts, also im 5. Bund.

Dieses Prinzip des „Denkens in Saitenpaaren“ ist absolut entscheidend für alles, was du auf der Gitarre spielst – ob Akkorde, Skalen oder Arpeggios.


Dein nächster Schritt: Dranbleiben!

Das Einprägen des Griffbretts erfordert Übung, aber es ist keine Hexerei. Mit diesen Strategien und deinem täglichen Training wirst du schon bald eine völlig neue Freiheit auf der Gitarre erleben.

Für weiteren guten Input: https://soundcloud.com/horstkeller

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Ich wünsche dir, dass du jeden Tag ein klein bisschen #besser wirst.


Viel Freude mit der Gitarre
Horst Keller
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PS: nutze die Gelegenheit und schreibe mir. Sende mir deine Fragen, Wünsche, Ideen, Anregungen hier.

Onlineshop:
NEU: 04.25 – Line 6 Helix TOP 10 Amps VOL.2
NEU: 12.24 – Pentatonic Mastery – Sebastian Minet
11.24 – Line 6 Helix Songpresets

Workshops und Events 2025: 
https://www.vip-guitar.de/workshop-gitarrencamp-2025/
https://www.vip-guitar.de/blues-basics-2025/
https://www.vip-guitar.de/6-tes-vip-guitar-studententreffen/

Unterstütze uns über die VIP-Guitar Webseite. Das Material, das ich dir biete, ist Arbeit aus tausenden Stunden, alles liegt weit über den Unterstützerbeiträgen. Es ist die Herzensarbeit von vielen Jahren, eine Arbeit, die sich aus über 45 Jahren des Gitarrenspiels zusammensetzt. 

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