VIP-GUITAR NEWSLETTER WO.38/2025
Hallo zusammen,
heute schreibe ich über ein Thema, das mich sehr beschäftigt, und deswegen möchte ich meine Gedanken mit euch teilen.
Die bittere Lüge des „einfachen Weges“: Warum diese Art von Videos und Pseudo-Lernstrategien deine musikalischen Träume zerstören.
Stell dir dieses Gefühl vor…
Du nimmst die Gitarre in die Hand. Deine Finger finden mühelos die richtigen Töne. Die Musik fließt nicht aus deinen Fingern, sondern direkt aus deiner Seele. Du bist frei. Du spielst, was du fühlst.
Jetzt kommt die verlockende Lüge: „Vergiss stundenlanges Üben! „Alles, was du brauchst, ist Gefühl.“
Videos wie dieses hier sind genau der Giftcocktail, der diese Lüge so unwiderstehlich macht: https://www.youtube.com/watch?v=mCv4ABQI9g4
Die Botschaft klingt so befreiend. Sie ist extrem verführerisch. Aber als Lehrer mit über 45 Jahren auf der Bühne und im Unterrichtszimmer sehe ich die Trümmer, die diese Philosophie hinterlässt. Dies ist keine harmlose Meinung. Es ist eine gemeine Falle.
Eine Falle, die dir nicht nur Zeit stiehlt, sondern deiner musikalischen Zukunft maximalen Schaden zufügt.
Der Kanal dahinter (nur einer von mittlerweile unendlich vielen) ist ein perfektes Beispiel: unzählige Likes und Kommentare, die eine Blase der Selbsttäuschung nähren. Eine Illusion von tiefem Verständnis – ohne jemals den Preis dafür gezahlt zu haben.
Menschen schweben in einer Massenhypnose, die ihnen einredet: „Du bist schon ein Künstler – ohne Arbeit!“
Hier liegt die tiefere Tragödie verborgen: Wir leben in einer Zeit, in der Unterhaltung über Leistung triumphiert. Eine Ära des endlosen Konsums ohne Schöpfung. Wir scrollen, wir klicken, wir „konsumieren“ Inhalte – und nennen das Leben.
Aber was bleibt am Ende übrig?
Die Zeit – deine wertvollste, unwiederbringliche Ressource – rinnt durch deine Finger wie Sand. Während du in der Illusion schwelgst, bereits „verstanden“ zu haben, was Jahre der Hingabe erfordert, vergeht echte Lebenszeit.
Jeder Tag, an dem du dich in dieser süßen Lüge wiegst, ist ein Tag weniger, an dem du wirklich wachsen könntest. Ein Tag weniger, an dem du dem Menschen näherkommst, der du sein könntest.
Der moderne Mensch hat gelernt, Bequemlichkeit mit Erfüllung zu verwechseln. Er sucht die Abkürzung, den Hack, den einen Trick. Doch wahre Befriedigung – die Art, die deine Seele nährt und dich nachts ruhig schlafen lässt – entsteht nur durch Widerstand überwinden.
Die bittere Wahrheit hinter „Stairway to Heaven“
Ich sehe ihn noch vor mir: Ein neuer Schüler kam zu mir. Über 10 Jahre hatte er schon „Gitarre gespielt“. Schulen und Kurse besucht. Er war zutiefst von der „Gefühl über Technik“– Philosophie überzeugt. Sein heiliger Gral? „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin.
Dann hörte ich ihm zu. Seine Version war ein Gespenst des unglaublichen Originals – schlapp, unharmonisch, ohne jede Präzision. Ich musste ihm die Illusion nehmen. Ich zeigte ihm, was wirklich hinter Jimmys Spiel steckt: nicht nur Gefühl. Sondern die unsichtbare, jahrzehntelange Disziplin in jeder einzelnen Note.
In seinen Augen sah ich es: die blanke Enttäuschung.
Er hatte sich selbst betrogen. Diese „einfachen Wahrheiten“ hatten ihm 10 Jahre Üben geraubt. Er konnte über Musik reden, aber er konnte sie nicht machen. Seine Seele blieb stumm, gefangen in ungeschickten Händen.
Zehn Jahre. Zehn Jahre eines Lebens – weg. Nicht durch Tragödie oder Schicksal, sondern durch Selbstbetrug. Durch die Weigerung, sich der Wahrheit zu stellen: dass Größe ihren Preis hat.
Das Gift der Komfortzone: Warum wir echte Arbeit meiden!
Wir leben in einer Unterhaltungsgesellschaft, die uns weismachen will, dass jeder Widerstand vermeidbar ist. Dass jede Anstrengung „optimiert“ werden kann. Dass es für alles einen einfacheren Weg gibt.
Das ist die größte Lüge unserer Zeit.
Echte Befriedigung – die Art, die dich innerlich erfüllt – entsteht nie durch das Umgehen von Herausforderungen, sondern durch deren Bewältigung. Der Moment, in dem du merkst, dass du etwas geschafft hast, was gestern noch unmöglich schien. Das ist es, was uns als Menschen wachsen lässt.
Aber diese Wahrheit ist unbequem. Sie verlangt von uns, die warme Höhle der Selbsttäuschung zu verlassen. Sie verlangt Willen. Sie verlangt Disziplin. Sie verlangt, dass wir heute weniger bequem leben, um morgen mehr zu sein.
Kreativität braucht ein Vokabular. Punkt.
Willst du ein Dichter werden? Dann lernst du selbstverständlich Worte. Du lernst Grammatik. Du verschlingst Bücher. Niemand würde je auf die Idee kommen zu sagen: „Vergiss all das! Hör einfach auf dein Herz!“
In der Musik wird dieser Wahnsinn ständig verbreitet. Die Verarschung ist einfach zu leicht.
„Der Fluch der fehlenden Sprache und die Mauer des Stillstands“
Echte Ausdruckskraft entsteht nicht aus dem Nichts – sie braucht ein Arsenal! Akkorde, Skalen, Rhythmen: Das ist dein Vokabular, deine Grammatik der Seele. Wie willst du jemals tiefe Trauer oder unbändige Wut ausdrücken, wenn dein musikalisches Vokabular aus nur 15 Akkorden besteht?
Deine Emotion ist echt, ja. Aber deine Möglichkeiten, sie auszudrücken, sind dabei lächerlich begrenzt. Du flüsterst, wo du schreien könntest!
Die anfängliche „Befreiung“ wird schnell zum Gefängnis. Du willst endlich diesen einen Song spielen, der dich umhaut. Du willst deine eigenen Ideen aufs Griffbrett bringen. Doch du scheiterst. Immer wieder.
Die „Einfachheit“ wird zur Einschränkung. Was als Befreiung begann, wird zur Fessel – Langeweile, Frustration, das bittere Gefühl des Scheiterns.
Der Wille zur Größe: Was uns wirklich erfüllt.
Es gibt einen Grund, warum die größten Künstler, Athleten und Denker der Geschichte Jahrzehnte in ihre Kunst investiert haben. Es liegt nicht daran, dass sie masochistisch veranlagt waren. Es liegt daran, dass sie verstanden haben:
Echte Erfüllung entsteht durch Überwindung. Jeder Schweißtropfen, jede frustrierende Übungsstunde, jeder Moment, in dem du denkst „Ich kann nicht mehr“ – das sind die Bausteine deiner wahren Persönlichkeit. Das sind die Momente, in denen du wirklich lebst.
Der Wille zur Leistung ist nicht Selbstquälerei. Er ist Selbstachtung. Er ist die Erkenntnis, dass du es dir selbst schuldig bist, das Beste aus dir herauszuholen. Dass du mehr bist als ein Konsument von Inhalten. Dass du ein Schöpfer sein kannst.
Warum ich das laut ausspreche …
Weil auch die deutschsprachige Online-Welt von dieser „Shortcut“-Mentalität überschwemmt wird. Beispiele spare ich mir jetzt, ihr wisst bestimmt, was ich meine. Sie macht es ehrlichen Lehrern schwer, euch die Wahrheit zuzurufen:
Der echte Weg ist zwar härter, aber der einzige, der dich wirklich ans Ziel führt.
Die tiefe, unbeschreibliche Befriedigung, ein Instrument wirklich zu beherrschen, entsteht nicht durch das Vermeiden von Arbeit. Sie entsteht durch das Bewältigen der Arbeit. Wahre künstlerische Freiheit erkaufst du dir mit Disziplin. Mit Geduld. Mit dem unbeirrbaren Glauben daran, dass jeder Tag, an dem du übst, dich einen kleinen Schritt #besser macht.
Das kann dir niemand abnehmen. Dieses Wachstum gehört ganz allein dir. Dieses Gefühl des Fortschritts, des Meisterns, des Über-sich-Hinauswachsens – das ist das Größte, was es gibt.
In einer Welt voller passiver Konsumenten wirst du zu einem aktiven Schöpfer. In einer Zeit der Oberflächlichkeit wählst du die Tiefe. In einer Gesellschaft der Instant-Befriedigung wählst du den nachhaltigen Weg.
Vertrau dem Prozess.
Vertrau der Übung.
Vertrau den kleinen Schritten.
Sie sind alles, was am Ende zählt.
Zeit läuft ab. Jeden Tag. Jede Stunde. Jede Minute. Du kannst sie mit dem süßen Gift der Selbsttäuschung verschwenden – oder du kannst sie nutzen, um zu werden, wer du wirklich sein könntest. Deine musikalische Seele wartet darauf, frei zu sein. Aber nur dein Wille kann ihr die Werkzeuge dafür geben.
Mein Schlusswort an dich:
Vertraue dem Prozess. Umarme das Üben. Feiere jeden kleinen Sieg. Genau diese Schritte sind die Leiter zu deinem persönlichen „Stairway to Heaven“. Die Abkürzungen führen in Sackgassen – der ehrliche Weg führt zu wahrer musikalischer wie auch menschlicher Größe.
Bleib dran – und werde #besser.
Herzlichen Dank fürs Lesen.
Horst Keller
www.vip-guitar.de
P.S.: Ich freue mich über jede Rückmeldung zu diesem Thema – deine Gedanken sind sehr willkommen.
Am Donnerstag tauchen wir endlich in ein Thema ein, das mich schon lange begleitet und zu dem ich immer wieder befragt werde: die Kunst der optimalen Vorbereitung für einen Live-Auftritt. Ich möchte einen Leitfaden schaffen, der all die kleinen, aber entscheidenden Schritte zusammenfasst – von den ersten Vorüberlegungen bis zum letzten Klick beim Soundcheck.
Es geht darum, wie wir uns nicht nur technisch, sondern auch mental so vorbereiten können, dass wir souverän und selbstbewusst die Bühne betreten. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Soundcheck, diesem oft unterschätzten Ritual, in dem die Weichen für einen großartigen Sound und ein entspanntes Konzert gestellt werden. Hier entscheidet sich im Dialog mit dem Techniker, ob unser Sound auf der Bühne und im Zuschauerraum so ankommt, wie wir uns das vorstellen.
Mein Ziel ist es, einen umfassenden Leitfaden zu teilen, der sowohl für Neueinsteiger als auch für erfahrene Musiker eine wertvolle Stütze sein kann. Denn eine gute Vorbereitung ist letztlich das beste Mittel gegen die Aufregung vor dem Gig und der Garant für einen gelungenen Auftritt, an den sich alle gerne erinnern.
Nächstes Livevideo: Donnerstag, 18.09. um 17:00 Uhr: Auftritt vorbereiten & Soundcheck meistern | Der ultimative Guide für Live-Gitarristen
Hast du Angst vor dem Soundcheck? Stress mit dem Mischer? Damit ist jetzt Schluss! In diesem Video zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du dich als Gitarrist optimal auf deinen nächsten Auftritt vorbereitest und den Soundcheck meisterst – damit du und deine Band professionell klingen und der Abend ein voller Erfolg wird.
Was du lernst:
✅ Die komplette Equipment-Checkliste: Was du VORHER daheim checken MUSST!
✅ Wie du deinen Ton für die Live-Bühne einstellst (und die größten Fehler vermeidest).
✅ Der professionelle Ablauf eines Soundchecks – und was du dabei tun musst.
✅ Die GOLDENEN REGELN der Kommunikation mit dem Soundtechniker (werde sein Liebling!).
✅ Tipps für den Auftritt selbst und das, was danach wichtig ist.
Werde zum proaktiven Profi-Gitarristen, den alle respektieren! Dieses Wissen hat mich Jahre gekostet – du bekommst es geschenkt.
Video der letzten Woche: Im Test: Ibanez AZ22S1F-TKS – HSS-Allrounder mit dyna-MIX9
Zielgruppe & Alternativen: die AZ22S1F richtet sich an Gitarristen, die ein sorgloses Arbeitsinstrument suchen: moderne Ergonomie, neun schlüssige Schaltpositionen, Edelstahlbünde, Locking-Tuner – alles „out of the box“ bühnentauglich. Als Vergleich bieten sich eine Fender Player HSS (klassischer, aber weniger feature-reich), eine Yamaha Pacifica 612V II FM (2-Punkt-Trem, markante PUs) oder eine Sire S7 (ebenfalls Edelstahl/modern) an. Geschmackssache: Wer absolut vintage-authentische Glas-Höhen oder maximalen High-Gain-Push sucht, wird ggf. mit einem gezielten Pickup-Upgrade noch glücklicher.
Fazit: Ibanez liefert mit der AZ22S1F-TKS einen rund abgestimmten HSS-Allrounder, der seine Preisklasse souverän überperformt: ergonomisches Handling, vielseitige und sinnvoll gewichtete Sounds, langlebige Edelstahlbünde und praxisnahe Hardware. Kleine Abzüge bei Detail-Finish (Bundpolitur, Trem-Arm-Spiel) und der schlichte Kunststoffsattel ändern am Gesamturteil wenig. Wer eine vielseitige, wartungsarme Arbeitsgitarre für Unterricht, Bühne und Studio sucht, findet hier einen klaren Kauftipp.
Pro
- Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
- Roasted-Maple-Hals, Edelstahlbünde, Locking-Mechaniken
- dyna-MIX9 mit sinnvoller Serienstreuung der Sounds
- Ergonomie/Neck-Joint auf hohem Niveau
- Stimmstabilität im Alltag überzeugend
Contra
- Tremolohebel teils mit leichtem Spiel
- Kunststoffsattel statt Graphit/Knochen
- Bundpolitur je nach Exemplar verbesserungsfähig
Herstellerlink: https://www.ibanez.com/eu/products/detail/az22s1f_5n_01.html
Rockshop Karlsruhe: https://www.rockshop.de/ibanez-az-22s1f-tks-transparent-black-sunburst
Links zu hilfreichen Ressourcen:
Meine Sounds: https://www.vip-guitar.de/shop/Line-6-Helix-Presets-c54730147
Meine Plektren: https://www.vip-guitar.de/shop/VIP-Guitar-Plektren-c118750072
Klassikvideo der Woche:

Fortgeschrittenenkurs Blues Tag 4: Der Chicago-Blues-Groove von Muddy Waters
Willkommen zum vierten Tag unseres Fortgeschrittenenkurses Blues! Heute tauchen wir in die elektrisierende Welt des Chicago Blues ein und widmen uns einem seiner einflussreichsten Vertreter: Muddy Waters. Seine unverkennbaren Riffs und Grooves legten den Grundstein für den elektrischen Blues und inspirierten Generationen von Musikern.
Heute im Fokus: Muddy Waters und der Chicago Blues. Muddy Waters (eigentlich McKinley Morganfield) war ein Meister darin, die rauen, gefühlvollen Klänge des Delta-Blues mit der Kraft der elektrischen Gitarre zu verbinden. Sein Stil, der weniger auf komplexe Soli als auf rhythmische Prägnanz und rohe Energie setzte, beeinflusste die Blues- und Rockmusik nachhaltig.
Das Rolling Stone Magazine zählte ihn nicht umsonst zu den besten Künstlern aller Zeiten. Muddy Waters nahm den akustischen Delta-Blues seiner Heimat Mississippi, steckte ihn an und machte ihn laut, elektrisch und unwiderstehlich groove-orientiert. Pure Energie und Emotion, angetrieben von einem rock-soliden Rhythmusgefühl und einer unverwechselbaren, tiefen Gesangsstimme.
Nützliche Links & Ressourcen:
- Fortgeschrittener Blueskurs Tag 4
- Muddy Waters – Rollin‘ & Tumblin‘ (Chess 1950)
- Muddy Waters – Live Dortmund, Germany 1976
- Buddy Guy – I’ve Got The Blues
- Eric Clapton – Hoochie Coochie Man (New York City 1999)
- Hoochie Coochie Man – #1 Blues Tutorial
- Chicago Blues – Muddy Waters Style Lick
Jetzt bist du dran! Hol deine Gitarre, dreh den Verstärker-Volumen auf und lass dich von der rohen Kraft des Chicago Blues mitreißen. Finde deinen eigenen Groove und spüre, wie dieser urige Sound auch heute noch Gänsehaut erzeugt. Wir begleiten dich Schritt für Schritt, damit du den Sound von Muddy Waters bald in deinen Fingern hast.
#BluesGitarre #MuddyWaters #ChicagoBlues #BluesKurs #ElectricBlues #RhythmGuitar
Joe Bonamassa: Das Vermächtnis des modernen Blues 🎸
Geboren am 8. Mai 1977 in Utica, New York – Joe Bonamassa ist mehr als nur ein Gitarrist; er ist ein Bewahrer und ein Erneuerer. Er besetzt eine einzigartige Nische, indem er eine tiefe Verehrung für die Blues-Tradition mit einem zutiefst unabhängigen Geschäftsmodell verbindet. Er wusste, dass die alte Formel nicht mehr funktionierte, und schuf seine eigene Spur – mit einer Les Paul und einer Rückbesinnung auf den britischen Blues-Boom der 60er-Jahre. Es war eine entschlossene Wette auf die eigene, unverwechselbare Vision, die ihn an die Spitze katapultierte.
- Der Alchemist des Blues-Sounds – ein intuitiver Prozess. Sein Ton ist das Ergebnis von Leidenschaft, nicht nur von Theorie. Ja, er besitzt eine legendäre Sammlung an Vintage-Gitarren und -Verstärkern, liebevoll „Nerdville“ genannt. Diese Sammlung ist für ihn kein Hort teurer Instrumente, sondern ein historisches Archiv, in dem er die Geschichten hinter dem Klang bewahrt. Seine Philosophie: diese „unberührten“ Stücke sollen geschätzt, geliebt und gespielt werden.
Aber der Punkt war ein anderer: So viel Klang im Kopf wie möglich, so wenig Ausrüstung wie nötig. Sein „Geheimnis“ ist es, den Gain einzustellen, das Volumenpoti zurückzudrehen und sich selbst herauszufordern, sauberer zu spielen. Er kombiniert Verstärker parallel – einen Marshall für die Mitten, einen Fender für die Höhen, einen Dumble für die Tiefen. Sein Sound entsteht nicht aus einem Gerät, sondern aus einer cleveren Synthese.
„Der Ton kommt von den Händen des Spielers, nicht vom Equipment.“ Sein Sound entstand aus Handarbeit und Erfahrung. Er vertraute ausschließlich auf sein Gehör und seinen Pragmatismus, nicht auf Dogmen.
- Die Philosophie des Selbst-Erbauers – Eigeninitiative schlägt Imitation Joe Bonamassa ist ein Meister des modernen Künstlertums, dessen Erfolg auf einer Philosophie der Selbstständigkeit beruht. Sein Mantra lautet: „Wenn man nicht konsequent auf sich selbst wettet, wie soll dann jemand anders auf einen wetten?“ Um die Abhängigkeit von Labels zu vermeiden, gründete er sein unabhängiges Plattenlabel J&R Adventures, um die vollständige Kontrolle über seine Karriere zu behalten. Der selbst finanzierte Auftritt 2009 in der Royal Albert Hall, bei dem er mit Eric Clapton spielte, war kein einfacher Gig, sondern ein bewusster Schachzug, der seine Karriere auf ein neues Level hob.
Der „Mann im Anzug“: Markenbildung und Missverständnisse Ein weiterer zentraler Aspekt seiner Marke ist sein unverwechselbares Bühnenoutfit: ein Anzug und eine Sonnenbrille. Dieses Image war das Ergebnis eines pragmatischen Vorschlags, sich von anderen Blues-Künstlern abzuheben. Die Sonnenbrille hingegen führte zu Missverständnissen: Sie war kein Zeichen von Ego, sondern schlicht ein Schutz vor den hellen Scheinwerfern. Diese Diskrepanz zwischen der konstruierten öffentlichen Person und der Realität verdeutlicht die Komplexität moderner Markenbildung.
- Meisterklasse in Klang und Technik – ein Solist mit Seele. Bonamassa konnte spielen, was alle spielten – er wollte es nicht. Sein Spiel ist ein Musterbeispiel an Ausdruck. Seine Soli zeichnen sich durch ein intensives, gefühlvolles Vibrato, flüssige Legato-Linien und präzise String-Bends aus, die oft eine gesangliche Qualität nachahmen. Eine weitere bemerkenswerte Fähigkeit ist die „Hide-the-Pick“-Technik, bei der er das Plektrum in der Hand verbirgt, um nahtlos zwischen Flatpicking und Fingerpicking zu wechseln. Sein Spiel ist eine meisterhafte Kombination von Blues-Emotion und Rock-Power, wie sie besonders im Stück „Sloe Gin“ zu hören ist.
- Der Geschichtenerzähler und seine Helden – eine Synthese des Blues-Erbes B.B. King, Albert King, Freddie King, Eric Clapton, Jeff Beck und Jimmy Page – aus diesen Einflüssen schuf Joe eine vollkommen neue Sprache.
Er bewunderte Jeff Beck dafür, dass er den Blues „wütend und gemein“ machte und die Gitarre „wahrhaftig zur Waffe“ machte. Über Jimmy Page sagte er, dass dessen Arrangements und Interpretationen des Blues für ihn viele Aspekte vereinen und er bezeichnet ihn als ein „Talent, wie es nur einmal pro Generation vorkommt“. Er bezeichnet B.B. King als „den Frank Sinatra des Blues“ und Albert King als einen Gitarristen, dessen Spiel „rohe Aggression und so viel Emotion“ enthielt wie bei keinem anderen vor ihm.
Wichtige Nebenprojekte und Partnerschaften Die Zusammenarbeit mit der Sängerin Beth Hart ist besonders hervorzuheben. Joe zeigt in dieser Konstellation seine Hingabe an den Song; sein Spiel unterstützt und ergänzt Harts Gesang, anstatt ihn zu überlagern. Seine Vielseitigkeit bewies er außerdem als Teil der Hard-Rock-Supergroup Black Country Communion. Die Band, bestehend aus Glenn Hughes, Jason Bonham und Derek Sherinian, erlaubte es ihm, sich musikalisch in eine ganz neue Richtung zu bewegen.
- Jenseits der Musik – Vermächtnis und Philanthropie Bonamassas Vermächtnis geht weit über seine musikalischen Errungenschaften hinaus. Als leidenschaftlicher Verfechter der Musikgeschichte, die er so innig liebt, gründete er die gemeinnützige Organisation Keeping the Blues Alive Foundation. Ihre Mission ist es, eine Leidenschaft für Musik bei jungen Generationen zu entfachen, indem sie Musikprogramme und Stipendien finanziert. Dieses Engagement unterstreicht seine Vision, nicht nur das Genre musikalisch zu erhalten, sondern auch eine nachhaltige Grundlage für die Gemeinschaft zu schaffen, die ihm so am Herzen liegt. Er hat die Rolle des Blues-Gitarristen neu definiert: Er ist ein Musiker, Unternehmer, Markenstratege und Philanthrop.
Weisheiten, die bleiben:
„Ich hasse die Art, wie ich Gitarre spiele. Ich hasse die Art, wie ich singe.“ – Bescheidenheit als Triebkraft.
„Wenn man nicht auf sich selbst wettet, wie soll dann jemand anders auf einen wetten?“ – Eigenverantwortung als Kompass.
„Der Ton kommt von den Händen des Spielers, nicht vom Equipment.“ – Meisterschaft durch Übung.
Seine wichtigsten Tipps:
- Fokus auf die Hände: Der wahre Ton kommt nicht vom Equipment, sondern von deiner Technik. Konzentriere dich auf deinen Anschlag und die Dynamik.
- Nutze das Volume-Poti: Steuere deinen Gain mit dem Volume-Knopf der Gitarre, um sauberer und dynamischer zu spielen, ohne Effekte zu überladen.
- Meistere Vibrato & Bends: Sieh diese Techniken nicht als Show, sondern als Werkzeuge, um deinen Soli eine gesangliche, emotionale Qualität zu verleihen.
- Wechsle die Spielweise: Lerne den nahtlosen Wechsel zwischen Plektrum und Fingerpicking. Das erhöht deine Ausdrucksmöglichkeiten enorm.
- Der Song steht an erster Stelle: Nutze deine Technik immer, um eine Geschichte zu erzählen. Spiel für den Song, nicht für das Ego.
Beginne hier: Nimm dir „Sloe Gin“ vor. In diesem Stück findest du Joes Kern: die klangliche Tiefe, die durch präzise Bends und gefühlvolles Vibrato entsteht. Es ist eine Lektion, wie man mit jedem einzelnen Ton eine Geschichte erzählt.🎸✨
Sloe Gin – Joe Bonamassa
Blues Deluxe – Joe Bonamassa, das Intro und die besten Licks
A New Day Yesterday – Joe Bonamassa
Joe Bonamassa – Technik, Stilistik, Spielweise
Pentatonik 5er Pattern – Bonamassa Style
Pentatonikläufe im Stile von Joe Bonamassa und Eric Johnson
Für weiteren Input: https://soundcloud.com/horstkeller
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Ich wünsche dir, dass du jeden Tag ein klein bisschen #besser wirst.
Viel Freude mit der Gitarre
Horst Keller
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Line 6 Helix Stadium: Vorbestellerliste unter guitars@rockshop.de
NEU: 04.25 – Line 6 Helix TOP 10 Amps VOL.2
NEU: 12.24 – Pentatonic Mastery – Sebastian Minet
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