VIP-GUITAR Newsletter WO.44/2025

Liebe VIP-Guitar Community, liebe Gitarrenfreunde,

es gibt Songs, die riechen nach Meer, kaltem Wind und scharfen Akkorden – „Message in a Bottle“ von The Police ist genau so einer. Kein klassischer Rockbrecher, sondern ein Stück, das mit Klarheit und Intelligenz unter die Haut geht. Andy Summers zeigt darin, wie man mit scheinbar einfachen Akkorden eine ganze Welt aufspannt. Und genau deshalb machen wir diese Woche das Live-Tutorial zu diesem Song.

Ich freue mich, wenn ihr wieder zahlreich im Livestream dabei seid – denn dort passiert das, was auf keinem Video möglich ist: echtes, lebendiges Arbeiten am Song. Ich lese euren Chat, greife eure Fragen auf, erkläre Griffwechsel, spreche über den typischen Summers-Sound und zeige, wie man diesen transparenten, perligen Chorus-Clean-Klang mit Gefühl spielt.

„Message in a Bottle“ ist ein Lehrstück in Kontrolle und Leichtigkeit. Kein Song zum Draufhauen, sondern zum Atmen. Jeder Anschlag zählt, jedes Abheben der Finger verändert den Puls. Wer das lernt, versteht mehr über Rhythmusgitarre als in hundert trockenen Übungen. Es geht nicht um Effekte – es geht um den Moment, wenn das Muster plötzlich schwebt.

Und weil es gerade so schön zusammenpasst: Ich habe gute Nachrichten für alle Helix-Spieler. Mir wurde bestätigt, dass der Helix Stadium von Line 6 voraussichtlich Mitte bis Ende November ausgeliefert wird. Das heißt, die nächste Generation an Sounds steht schon in den Startlöchern – und ich werde natürlich gleich testen, was dieses Teil wirklich kann.

Bis dahin gibt’s frischen Nachschub: Ich habe sechs neue Helix-Songpresets programmiert, die im Laufe dieser Woche online gehen. Jedes Preset ist mit Liebe zum Detail gebaut – authentische Sounds, wie sie die Originale atmen. Das erste, „Livin’ on a Prayer“, findet ihr bereits weiter unten in diesem Newsletter.

Bleibt dran, übt bewusst, und lasst euch nicht von der Geschwindigkeit täuschen. Auch bei „Message in a Bottle“ gilt: Das Geheimnis liegt im Fluss, nicht im Tempo. Weniger Kraft, mehr Bewusstsein. Wenn Hand, Herz und Ohr zusammenarbeiten, entsteht Musik – und keine Mechanik.

Ich freue mich auf euch im Livestream. Wir spielen, wir lernen, wir lachen – genau dafür ist VIP-Guitar da. Werde Unterstützer: JETZT!
Rock on und bis bald,

Horst Keller


Nächstes Livevideo: Donnerstag, 30.10. um 17:00 UhrThe Police ‚Message in a Bottle‘ auf der Gitarre lernen!

Ich nehme dich mit auf eine spannende Reise zu einem der intelligentesten und rhythmisch anspruchsvollsten Klassiker der New-Wave-Ära. Dieser Song ist perfekt für alle, die präzises Picking mit einem pulsierenden, von Reggae inspirierten Groove verbinden wollen.

Heute im Fokus: 👉 „Message in a Bottle“ von The Police – der zeitlose New-Wave-Hit, der mit seinem ikonischen, arpeggierten Intro-Riff begeistert und zum Meisterstück für präzises Gitarrenspiel wird.

Was dich erwartet: Songaufbau & Technik: Ich zeige dir Schritt für Schritt, wie du das berühmte Intro-Riff (Arpeggios) technisch sauber spielst. Wir zerlegen die rhythmisch vertrackte Strophe und den kraftvollen Chorus. Dabei gehen wir auf Andy Summers’ einzigartigen Sound, die Nutzung von Muting-Techniken und das Erzeugen des typischen New-Wave Grooves ein.

Energetisch, präzise und rhythmisch fesselnd. Spielweise: Arpeggios, präzises Rhythmusspiel, Dämpf-Technik (Muting), Power-Chords


Video der letzten Woche: Fender American Pro Classic Serie

„Livin’ On A Prayer“ – Bon Jovis Rockhymne für Generationen

Ein Song, der Geschichte schrieb. „Livin’ On A Prayer“ ist mehr als ein 80er-Rockklassiker – es ist eine Lehrstunde in Songwriting, Arrangement und Gitarrenkunst. Seit seiner Veröffentlichung 1986 ist der Song zu einem Symbol für Durchhaltevermögen und Teamgeist geworden – getragen von Jon Bon Jovis Stimme, Richie Samboras Gitarrenmagie und der perfekten Balance innerhalb der Band.


Jon Bon Jovis Stimme – Zwischen Verletzlichkeit und Triumph

Jon Bon Jovi singt, als würde er eine Geschichte erzählen. In den Versen zurückhaltend, fast sprechend – im Refrain dann explosiv und leidenschaftlich. Diese emotionale Dynamik ist das Geheimnis: Er trifft nicht nur Töne, sondern Herzen.


Richie Sambora

Seine Handschrift: er kombiniert E-Moll-Pentatonik mit Noten der Äolischen Skala – jede Note hat Bedeutung. Präzise Bends, ausdrucksstarkes Vibrato, singende Linien. Marschall-ähnlicher Grundsound mit Mittenfokus, Boss OD-2 für Sustain, kurzes Delay für Breite – der klassische Arena-Rock-Ton der 80er.


Songstruktur – Klar und effektiv

  • Intro: Talkbox-Riff in E-Moll, sofort erkennbar.
  • Verse: Reduzierte Dynamik, Bass im Vordergrund.
  • Pre-Chorus: C5–D5–E5, rhythmisch „gepusht“ – der typische Vorwärtsschub.
  • Chorus: Em–C–D–G – die Stimmung kippt ins Helle, euphorische Energie.
  • Solo: Über den Refrain-Akkorden, melodisch und gesanglich.
  • Modulation: Finale Steigerung um eine kleine Terz – von E-Moll zu G-Moll – der „Truck Driver’s Gear Change“-Moment.

Das Solo – Samboras Solo ist ein Musterbeispiel für Ausdruck. Es beginnt erzählerisch mit Double Stops, steigert sich mit Ganzton-Bends und gipfelt in einem gehaltenen Ton mit breitem Vibrato. Keine Note zu viel – pure Emotion.
Übetipp: Bends immer mitsingen – so trainierst du Intonation. Vibrato aus dem Handgelenk, nicht aus den Fingern und Pausen setzen – sie lassen die Musik atmen. Den Finallauf langsam üben, es benötigt Zeit, ihn auf Tempo zu bringen.


Die Modulation – der große Moment.

Nach der Bridge springt der Song drei Halbtöne nach oben, von E Moll nach G Moll. Das erzeugt einen gewaltigen Energieschub, der den letzten Refrain wie einen Triumph wirken lässt. Ein einfaches, aber geniales Stilmittel – ideal auch für eigene Songarrangements.


Living on a Prayer – Bon Jovi (Richie Sambora Style) – Helix Preset

5 weitere neue Helix Presets folgen diese Woche.

Hol dir deine Sounds & Plektren:
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Klassikvideo der Woche: 

Fortgeschrittenen Blueskurs Tag 10: „Sloe Gin“ – Joe Bonamassa 

Willkommen zum finalen Tag unseres Fortgeschrittenenkurses Blues!  Heute widmen wir uns einem der modernen Virtuosen des Genres: Joe Bonamassa und seinem seelenvollem Stück „Sloe Gin“.


Joseph Leonard Bonamassa, geboren 1977, ist nicht nur ein herausragender Blues-Rock-Gitarrist, sondern auch ein Geschichtenerzähler durch seine Musik. Schon mit 12 Jahren hatte er die Ehre, für eine Blues-Legende wie B.B. King zu eröffnen – ein Zeichen für sein außergewöhnliches Talent. Im Gegensatz zu vielen seiner amerikanischen Zeitgenossen sind Bonamassas Einflüsse stark von der britischen und irischen Blues-Szene geprägt.

Er selbst nennt Alben wie John Mayall & the Bluesbreakers mit Eric Clapton, Rory Gallaghers Irish Tour und Goodbye von Cream als die größten Inspirationen für sein Spiel. Auch wenn er die traditionellen amerikanischen Blues-Größen wie B.B. King, Muddy Waters und Robert Johnson verehrt, spürt er eine tiefere Verbindung zur „englischen Interpretation des Blues“, die er bei Helden wie Paul Kossoff, Peter Green, Eric Clapton, Gary Moore und Rory Gallagher fand. Diese einzigartige Fusion macht seinen Stil so unverwechselbar und raffiniert.

Durch die Analyse von „Sloe Gin“ tauchen wir nicht nur in einen Song ein, sondern gewinnen tiefe Einblicke in die musikalische Seele eines Künstlers, der Brücken zwischen Tradition und Innovation schlägt.


Was du lernst:

  • Einflüsse und Stilistik: Wir entschlüsseln, wie Bonamassas Vorliebe für den britischen Blues seinen Sound formt.
  • Dynamisches Spiel: „Sloe Gin“ ist ein Paradebeispiel für Bonamassas Fähigkeit, mit Nuancen und Intensität eine Geschichte zu erzählen. Lerne, wie du durch ausdrucksstarke Soli und Begleitungen eine emotionale Tiefe erreichst.
  • Meisterliche Licks und Phrasierung: Wir analysieren die einzigartigen Licks, die „Sloe Gin“ zu einem unvergesslichen Stück machen, und zeigen dir, wie du sie in dein eigenes Spiel integrieren kannst.

Nützliche Links & Ressourcen

Begleite uns in dieser letzten Lektion, um die Geheimnisse hinter „Sloe Gin“ zu entdecken und die faszinierende Welt des Blues durch die Augen von Joe Bonamassa zu sehen.

 



Andy Summers: Der Meister des atmosphärischen Minimalismus

Unter dem obigen Link findest du ein PDF mit einer wesentlich ausführlicheren Beschreibung von Andy Summers‘ Schaffen. Dies ist nur eine Kurzfassung.

Andy Summers ist weit mehr als nur der Gitarrist von The Police. Er ist der Klangarchitekt, der in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren bewies, dass die Gitarre im Rock-Trio nicht durch Lautstärke und Verzerrung dominieren muss, sondern durch Intelligenz, Raum und harmonische Raffinesse. Seine Karriere, die am 31. Dezember 1942 in England begann, fußt auf einer seltenen Kombination aus Jazz-Bildung (vier Jahre klassisches Gitarrenstudium in Kalifornien), professioneller Session-Erfahrung und dem radikalen Mut, Akkorde auf ihre essentiellen Fragmente zu reduzieren. Als Grammy-Gewinner und Mitglied der Rock and Roll Hall of Fame (2003) hat Summers bewiesen, dass minimalistische Klarheit und harmonische Modernität die wahren Merkmale großer Gitarrenarbeit sind.

Die Bausatz-Prinzipien von Summers:

1. Akkord-Fragmentierung – Die Kunst des Weglassens (Der harmonische Revolutionär): Summers‘ radikalste Innovation war die Reduzierung von Akkorden auf ihre Kerne. „Ich würde selten volle Akkorde spielen, die eine große oder kleine Terz hatten, was ich als altmodische Harmonik betrachtete,“ erklärt er. Stattdessen nutzte er Add9-Akkorde (None wird hinzugefügt) und Sus2-Akkorde (Sekunde ersetzt die Terz vollständig) für einen harmonisch neutralen, modernen Klang ohne die „sentimentalen Assoziationen von Dur und Moll-Terzen.“ In „Every Breath You Take“ und „Message in a Bottle“ hört man diese Philosophie perfekt umgesetzt: weite Griffbilder, extreme Finger-Spreizung, aber kristallklare, offene Harmonien, die Raum lassen statt zu erdrücken.

2. Der Chorus-Effekt als Signatur-Klang (Die Schimmer-Revolution): Als Roland 1976 den Boss CE-1 Chorus Ensemble herausbrachte, erkannte Summers sofort sein revolutionäres Potenzial. Er nutzte ihn subtil – immer an, aber mit Rate und Tiefe sehr niedrig eingestellt: „gefühlt, nicht gehört.“ Dieser gläserne, schimmernde Klang wurde zum Markenzeichen von The Police und löste eine Chorus-Pedal-Revolution aus, die The Edge, Johnny Marr und unzählige andere Gitarristen der 80er beeinflusste. In Kombination mit dem Maestro Echoplex (für rhythmische Dichte und doppelte Rhythmus-Effekte) schuf Summers eine atmosphärische Klangwelt, die nie zuvor im Rock gehört worden war.

3. Arpeggios statt Anschlag – Die singende Gitarre im Trio: In einem Trio mit nur Bass und Schlagzeug kann man nicht wie in einer fünfköpfigen Band agieren. Summers‘ Lösung: Arpeggios statt voller Akkord-Anschläge. „Anstatt nur Akkorde anzuschlagen, umriss ich die Figuren auf eine Art, die sich sehr gut mit Stewarts Hi-Hat integrierte.“ Das „Every Breath You Take“-Arpeggio – in einem einzigen Durchgang eingespielt und heute über 2 Milliarden Mal gestreamt – ist die perfekte Demonstration: präzises Fingerpicking, extreme Finger-Spreizung (1. Finger auf 1. Bund, 4. Finger auf 5. Bund gleichzeitig), Palm Muting kombiniert mit Klingen-Lassen, jede Note kristallklar. Diese Technik füllt den Raum, ohne ihn zu überladen.

4. Raum als kompositorisches Element (Der Trio-Philosoph): „Ich versuchte, meine Gitarre zwischen Bass und Schlagzeug zu platzieren, was wahrscheinlich davon kam, dass ich viel Miles Davis gehört hatte,“ erklärt Summers. Seine wichtigste Lektion: Was man nicht spielt, ist genauso wichtig wie was man spielt. In „Roxanne“ gibt es kein Einzelstück – die Gitarre dient dem Gesang. In „Walking on the Moon“ sind es perkussive Akkord-Stöße mit viel Raum dazwischen. Diese Zurückhaltung, kombiniert mit Jazz-inspirierter Intelligenz, definierte einen völlig neuen Ansatz für Rock-Gitarre im Trio-Format.

Summers‘ Lektionen für angehende Gitarristen:

Lerne Add9 und Sus2: Diese Akkorde klingen moderner und offener als traditionelle Dur/Moll-Akkorde. Sie vermeiden sentimentale Klischees und schaffen harmonische Neutralität.

Übe Finger-Spreizung: Summers‘ Riffs erfordern extreme Dehnungen. Beginne mit chromatischen Übungen (1-2-3-4, dann 1-2-4, dann 1-4) für maximale Flexibilität.

Investiere in Chorus: Der Boss CE-1/CE-2 oder moderne Äquivalente sind essentiell für Summers‘ Klang. Einstellung: Rate und Tiefe niedrig – der Effekt soll gefühlt, nicht gehört werden.

Denke in Arpeggios: Übe jeden Akkord als Arpeggio-Muster. Das „Every Breath You Take“-Intro ist die perfekte Übung für diese Technik.

Respektiere den Raum: Im Trio muss jeder Musiker seinen Platz definieren. Weniger spielen, aber jede Note muss perfekt sitzen.

Jazz-Bildung im Rock: Summers‘ vier Jahre klassisches Studium gaben ihm harmonische Raffinesse. Studiere Dorisch, Mixolydisch und modale Konzepte – sie öffnen neue klangliche Welten.

Einstiegspunkt: „Every Breath You Take“ – Das Arpeggio für die Ewigkeit

Dieses legendäre Stück ist der perfekte Einstieg in Summers‘ Ansatz: Das Arpeggio mit seiner extremen Finger-Spreizung, die Add9-Akkorde (A9 → F#m9 → D9 → E9), die Kombination aus Palm Muting und Klingen-Lassen, und die absolute Präzision jeder Note. „Every Breath You Take“ vereint alle charakteristischen Elemente von Summers‘ Spielweise – von der harmonischen Modernität über atmosphärischen Chorus bis zum radikalen Minimalismus. Es ist die Blaupause für seine gesamte Philosophie: Weniger spielen, aber dieses Weniger muss perfekt sein.


Die Essenz: Andy Summers bewies, dass große Gitarrenarbeit nicht durch Lautstärke oder Geschwindigkeit definiert wird, sondern durch Intelligenz, Raum und harmonische Raffinesse. Seine Zeit mit The Police verkaufte über 75 Millionen Alben und definierte den Klang einer Generation. Seine Botschaft: Höre auf den Raum zwischen den Noten.


Für weiteren Input: https://soundcloud.com/horstkeller

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Ich wünsche dir, dass du jeden Tag ein klein bisschen #besser wirst.


Viel Freude mit der Gitarre
Horst Keller
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